Was sind Antennenwelse?

Antennenwelse, in der Aquaristik meist unter ihrem Gattungsnamen Ancistrus bekannt, gehören zu den beliebtesten Harnischwelsen im Süßwasseraquarium. Viele Aquarianer kennen sie als fleißige „Scheibenputzer“ oder nennen sie liebevoll Scheibenknutscher, Scheibenlutscher oder einfach Knutschi. Hinter diesen robusten, friedlichen Welsen steckt jedoch weit mehr als nur ein praktischer Algenfresser: Antennenwelse sind eine artenreiche, spannende Fischgruppe mit vielfältigen Formen, Farben und Herkunftsgebieten in Südamerika.

Auf Ancistrus.at stehen die Tiere im Mittelpunkt: Von kompakten Kurzsteckbriefen zu einzelnen Arten über L-Nummern bis hin zu Hintergrundartikeln zu Haltung, Fütterung und Zucht. Dieser Beitrag gibt eine grundlegende Einführung in die Frage: Was sind Antennenwelse – und was macht sie so besonders?

Gemeiner Antennenwels mit eindrucksvollen Tentakeln

Gemeiner Antennenwels mit eindrucksvollen Tentakel, Foto: Ingo Seidel

Ancistrus – eine artenreiche Gattung der Harnischwelse

Antennenwelse gehören zur Familie der Harnischwelse (Loricariidae). Charakteristisch für diese Gruppe sind die knöchernen Panzerplatten statt „normaler“ Schuppen und das unterständige Saugmaul, mit dem die Tiere Aufwuchs von Wurzeln, Steinen und anderen Oberflächen abraspeln. Die Gattung Ancistrus ist in weiten Teilen Südamerikas verbreitet und bewohnt sehr unterschiedliche Lebensräume – von klaren, sauerstoffreichen Bächen bis zu ruhigeren Flussabschnitten mit Wurzeln, Laub und Totholz und sogar in Restgewässern, Teichen und Tümpeln.

Die meisten im Handel erhältlichen Antennenwelse bleiben mit 8-12 cm Standardlänge relativ klein und gelten als robuste, friedliche Welse, die sich gut für viele Gesellschaftsbecken eignen. Neben dem „Gemeinen Antennenwels“ (Ancistrus sp. „Aquarienstamm“) gibt es eine Vielzahl weiterer Arten und Formen, von denen einige mit L-Nummern oder Handelsnamen bezeichnet werden – etwa Ancistrus sp. (L 111) oder Ancistrus sp. (L 393).

Eine filterbare Übersicht über beschriebene Arten, unbeschriebene Formen und L-Nummern findest du in der Artenliste auf Ancistrus.at. Für tiefergehende Praxisinfos zu Haltung und Zucht verlinkt diese Seite auf den Leitfaden „Antennenwels (Ancistrus) im Aquarium: Haltung, Pflege & Zucht“.

Ancistrus sp. (L 519)

Ancistrus sp. (L519), Foto: Ingo Seidel

Ancistrus sp. (L 508)

Ancistrus sp. (L508), Foto: Andreas Tanke

Ancistrus sp. (L 528), Weibchen

Ancistrus sp. „Rio Paraguay“ (L529), Foto: Ingo Seidel

Typische Merkmale von Antennenwelsen

Antennenwelse sind auf den ersten Blick nicht mit anderen Aquarienfischen zu verwechseln. Wichtige Merkmale sind:

  • Gedrungener, leicht abgeflachter Körper mit knöchernen Platten (Harnisch), der sie vor Verletzungen schützt.
  • Saugmaul auf der Bauchseite, mit dem sie Algen, Aufwuchs und Futtertabletten von Oberflächen raspeln.
  • „Antennen“ am Kopf: Bei erwachsenen Männchen bilden sich die namensgebenden fleischigen Tentakel auf dem Kopf; bei Weibchen sind sie meist gar nicht oder nur schwach ausgeprägt.
  • Dämmerungs- und nachtaktive Lebensweise: Tagsüber sitzen Ancistrus häufig in Höhlen, unter Wurzeln oder in dichtem Bewuchs.

Gerade die ausgeprägten Tentakel der Männchen haben den Antennenwelsen ihren Namen eingetragen und machen sie im Aquarium zu echten Charakterfischen. Wie man Männchen und Weibchen im Detail unterscheidet, wird im Blogartikel „Wie erkenne ich das Geschlecht meines Antennenwelses?“ genauer erklärt.

Weibchen von Ancistrus sp. „Aquarienstamm“ / Gemeiner Antennenwels, Foto: Ingo Seidel

Männchen von Ancistrus sp. „Aquarienstamm“ / Gemeiner Antennenwels, Foto: Ingo Seidel

Lebensraum und Herkunft

In der Natur bewohnen Antennenwelse vor allem Gewässer in Südamerika – etwa Zuflüsse des Amazonas, Orinoco oder Paraná. Je nach Art leben sie in klaren, sauerstoffreichen Bächen mit starker Strömung oder in eher ruhigen, verkrauteten Bereichen mit Wurzeln und Laubansammlungen. Gemeinsamer Nenner: Es gibt viele harte Oberflächen mit Aufwuchs und Verstecke.

Diese Herkunft spiegelt sich in den Ansprüchen im Aquarium wider. Viele Ancistrus-Arten kommen gut mit weichem bis mittelhartem Wasser zurecht, solange die Wasserqualität stabil, sauber und gut gefiltert ist. Typische Bereiche, in denen sich die meisten Arten wohlfühlen, sind:

  • Temperatur etwa 22-27 °C
  • pH-Wert meist leicht sauer bis neutral
  • regelmäßige Wasserwechsel

Details können je nach Art variieren – genau hier helfen die einzelnen Steckbriefe auf Ancistrus.at, in denen Herkunft, Wasserwerte und Größe zu vielen Ancistrus-Formen zusammengetragen sind.

Biotop von Ancistrus alga "Rio Tapiche"

Biotop von Ancistrus alga „Rio Tapiche“, Foto: Andreas Tanke

Antennenwelse im Aquarium: Haltung & Einrichtung

Auch wenn Antennenwelse oft als „Putzkolonne“ ins Becken gesetzt werden, sollten sie in erster Linie als vollwertige Aquarienbewohner mit eigenen Ansprüchen betrachtet werden. Ein typisches Antennenwels-Aquarium bietet:

  • Ausreichend Grundfläche: Ein Becken ab 80 cm Länge ist für ein Paar oder eine kleine Gruppe meist sinnvoll, mehr Platz ist immer willkommen.
  • Struktur und Verstecke: verzweigte Wurzeln, Steinaufbauten, Tonröhren und spezielle Wels-Höhlen. Antennenwels-Männchen bilden Reviere und nutzen Höhlen zum Ablaichen.
  • Schattige Zonen: Schwimmpflanzen oder hochwachsende Pflanzen im Hintergrund sorgen für gedämpftes Licht, was dämmerungsaktive Welse besonders mögen.
  • Feiner Bodengrund: Sand oder feiner Kies reduzieren das Verletzungsrisiko für Barteln und Bauch.

Für detaillierte Praxis-Tipps zur Beckenstruktur, Wasserpflege, Fütterung und Vergesellschaftung lohnt sich der Blick in den ausführlichen Leitfaden „Antennenwels (Ancistrus) im Aquarium: Haltung, Pflege & Zucht“. Dort werden viele Aspekte vertieft, die hier nur angerissen werden.

Ein schönes Aquarium für Antennenwelse, Foto: Ingo Seidel

Ernährung: Mehr als nur „Scheibenputzer“

Im Handel werden Antennenwelse gerne als „Scheibenputzer“ verkauft – und ja, sie raspeln Algenbeläge von Scheiben und Deko ab. Trotzdem sind sie keine Maschine, die kostenlos und nebenbei alle Algenprobleme löst. Wer Ancistrus nur als Scheibenputzer, Scheibenknutscher oder Scheibenlutscher betrachtet und nicht gezielt füttert, riskiert Mangelernährung und Frust – bei Wels und Halter.

Eine artgerechte Ernährung umfasst:

  • pflanzliche Futtertabletten / Wels-Chips mit hohem Faseranteil
  • Gemüse wie Zucchini, Gurke, Paprika, Kürbis, blanchierter Spinat
  • Laub (Buche, Eiche, Seemandelbaum) als zusätzliche Faserquelle und Aufwuchsfläche
  • je nach Art und Besatz etwas tierische Kost (z. B. Artemia, Mückenlarven) in Maßen

Holzwurzeln sind ein Muss: Viele Antennenwelse raspeln regelmäßig an echtem Holz und nehmen so Bestandteile auf, die für ihre Verdauung wichtig sind. Fehlt es an Aufwuchs und Zusatzfutter, können selbst „pflanzensichere“ Ancistrus anfangen, zarte Pflanzenblätter anzuraspeln – ein Thema, das im Blogartikel Ancistrus und Pflanzen – warum manche Welse an Pflanzen gehen“ ausführlich beleuchtet wird.

Männchen von Ancistrus yanesha frisst an Gurke

Männchen von Ancistrus yanesha an Gurke, Foto: Ingo Seidel

Fortpflanzung: produktive Höhlenbrüter

Antennenwelse sind typische Höhlenbrüter. Ein Männchen sucht sich eine passende Höhle, putzt sie gründlich und lockt ein Weibchen zur Eiablage hinein. Nach der Befruchtung übernimmt das Männchen die Brutpflege, bewacht das Gelege und befächelt die Eier mit Frischwasser. Die Larven bleiben zunächst in der Höhle und zehren vom Dottersack, bevor sie als Jungfische das Aquarium erkunden.

Bei guten Bedingungen und mehreren Höhlen kann ein einziges Paar Ancistrus regelmäßig ablaichen – in Gesellschaftsbecken kann das schnell zu „Welsüberschuss“ führen. Wer die Zucht gezielt betreiben möchte, findet im Haltungsleitfaden „Haltung, Pflege & Zucht“ sowie in den Blogartikeln zum Thema „Zucht“ viele praxisnahe Hinweise.

Brutpflegendes Männchen der albinotischen Zuchtform des gemeine

Brutpflegendes Männchen der albinotischen Zuchtform des gemeinen Antennenwelses, Foto: Ingo Seidel

Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Jungfische

Ancistrus sp. „Aquarienstamm“, Jungfische, Foto: Ingo Seidel

Warum Ancistrus mehr sind als nur Algenfresser

Antennenwelse werden oft als „praktische“ Aquarienbewohner angeschafft, weil sie Algen und Aufwuchs fressen. Wer sich intensiver mit ihnen beschäftigt, merkt schnell: Die robusten, friedlichen Welse sind spannende Beobachtungsobjekte mit ausgeprägtem Verhalten, individuellen Charakteren und einem erstaunlichen Artenreichtum.

Genau das ist der Ansatz von Ancistrus.at: Die Website bietet Steckbriefe zu vielen Ancistrus-Arten, Hintergrundartikel zur Haltung und Fütterung sowie einen Ancistrus-Blog mit Neuigkeiten und Praxisberichten. Wer noch tiefer einsteigen möchte, findet im Buch „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus das umfassende Standardwerk mit über 600 Seiten, zahlreichen Artenporträts und vielen Fotos aus der Natur, das unter anderem im ATS-Aquashop erhältlich ist.

Häufige Fragen zu Antennenwelsen

Wie groß werden Antennenwelse im Aquarium?

Die meisten Antennenwelse der Gattung Ancistrus, die im Handel als robuste, friedliche Welse angeboten werden, erreichen im Aquarium etwa 8–12 cm Standardlänge. Einige Arten bleiben etwas kleiner, andere können etwas größer werden. In der Artenliste auf Ancistrus.at sind für viele Ancistrus-Arten die zu erwartenden Größen angegeben.

Sind Antennenwelse wirklich gute „Scheibenputzer“?

Antennenwelse sind als Scheibenknutscher und Scheibenlutscher bekannt, weil sie mit ihrem Saugmaul Algen- und Aufwuchsbeläge von Scheiben und Dekoration raspeln. Sie helfen damit bei der Algenkontrolle, können aber keine grundsätzlichen Pflegefehler ausgleichen. Ancistrus sollten nicht nur als „Scheibenputzer“, sondern als vollwertige Aquarienbewohner mit eigenen Ansprüchen an Futter, Einrichtung und Wasserqualität betrachtet werden.

Sind Antennenwelse für Anfänger geeignet?

Ja, viele Ancistrus-Arten gelten als robust und friedlich und sind damit gut für Einsteiger geeignet – vorausgesetzt, das Aquarium ist ausreichend groß, gut gefiltert und bietet Verstecke sowie Wurzeln. Wer sich vorab mit Haltung und Ernährungsansprüchen beschäftigt, hat mit Antennenwelsen sehr dankbare Pfleglinge. Eine gute Grundlage bieten die Steckbriefe auf Ancistrus.at und das Buch „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“.

Greifen Antennenwelse Aquarienpflanzen an?

Grundsätzlich gelten Antennenwelse als pflanzenverträglich. Wenn sie jedoch zu wenig pflanzliches Futter oder Aufwuchs finden, können einige Tiere beginnen, zarte Pflanzenblätter anzuraspeln. Dieses Verhalten tritt vor allem in sehr sauberen Becken mit wenig Aufwuchs und fehlender Zusatzfütterung auf. Mehr dazu im Artikel Ancistrus und Pflanzen – warum manche Welse an Pflanzen gehen“.

Wie viele Antennenwelse kann ich in meinem Aquarium halten?

Für ein typisches Gesellschaftsbecken ab 80 cm Kantenlänge ist ein Paar oder eine kleine Gruppe Antennenwelse sinnvoll, sofern ausreichend Verstecke und Höhlen vorhanden sind. In zu kleinen Becken kann es vor allem zwischen erwachsenen Männchen zu Revierstreitigkeiten kommen. Wer gezielt mehrere Ancistrus-Arten oder -Varianten pflegen möchte, sollte entsprechend größere Becken wählen und sich in den Artensteckbriefen über Endgröße und Verhalten informieren.