Wie erkenne ich das Geschlecht meines Antennenwelses?

von | Nov. 25, 2025 | Allgemeines | 0 Kommentare

Hinweis: Dieser Beitrag ist eine Ergänzung zu unserem Buch „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“. Dort findest du ausführliche Artenporträts, Biotopinfos, Fotos und weitere Hintergrundinformationen zur Gattung Ancistrus.
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Die Frage „Ist mein Antennenwels ein Männchen oder ein Weibchen?“ taucht in fast jedem Ancistrus-Becken früher oder später auf. Für die gezielte Zucht, aber auch für eine harmonische Gruppenhaltung in größeren Aquarien ist die Geschlechtsbestimmung wichtig. Die Gattung Ancistrus zeigt dabei eine ausgeprägte sexuelle Dimorphie, die sich vor allem am Kopf und an bestimmten Knochenleisten erkennen lässt – aber es gibt auch Ausnahmen.

In diesem Artikel geht es darum, wie man das Geschlecht eines Ancistrus möglichst sicher bestimmen kann, ab welcher Größe Unterschiede sichtbar werden und in welchen Fällen selbst erfahrene Welsfreunde genauer hinschauen müssen.

Die typischen Geschlechtsunterschiede bei Ancistrus

Das bekannteste Merkmal, das Antennenwelse von vielen anderen Harnischwelsen unterscheidet, sind die fleischigen Tentakel am Kopf erwachsener Tiere. Bei den meisten Ancistrus-Arten tragen vor allem die Männchen größere, verzweigte Tentakel mittig auf dem Kopf und entlang des Schnauzenrandes. Weibchen besitzen oft nur kleine Hautauswüchse am vorderen Rand der Schnauze oder gar keine sichtbaren Tentakel.

Mit zunehmendem Alter entwickeln Männchen außerdem stärkere sogenannte Odontoden – kleine Hautzähnchen – an den Kiemendeckeln und entlang der Brustflossenstrahlen. Diese Strukturen werden bei Rangkämpfen und der Revierverteidigung aufgestellt und sind bei adulten Männchen deutlich ausgeprägter als bei Weibchen. Oft sind Männchen insgesamt kräftiger gebaut, haben einen breiteren Kopf und wirken „bulliger“, während Weibchen etwas rundlicher und im Bauchbereich voller erscheinen, vor allem in Laichstimmung.

1. Kopf und Tentakel – das wichtigste Merkmal

Der sicherste und auffälligste Unterschied bei vielen Ancistrus-Arten ist die Form und Anzahl der Tentakel am Kopf. Typischerweise gilt:

  • Männchen entwickeln deutlich längere, verzweigte Tentakel direkt auf dem Kopf oberhalb der Schnauze. Diese können wie ein kleiner „Geweihkranz“ wirken.
  • Weibchen besitzen, wenn überhaupt, nur kurze Tentakel entlang des Schnauzenrandes; der Kopf bleibt im Vergleich glatt.

In der Praxis hilft uns vor allem, dass ein Ancistrus mit kräftigem „Geweih“ am Kopf fast sicher ein Männchen ist.

Ancistrus alga "Rio Tapiche"

Pärchen von Ancistrus alga „Rio Tapiche“ (Männchen links), Foto: Andreas Tanke

Pärchen von Ancistrus ranunculus, Weibchen links

Pärchen von Ancistrus ranunculus, Weibchen links, Foto: Ingo Seidel

2. Körperform und Proportionen

Neben den Tentakeln kann man auf die Körperform achten. Männchen wirken oft langgestreckter und haben einen breiteren Kopf, der deutlich aus dem Körper „herausragt“. Weibchen erscheinen insgesamt weicher in den Konturen, mit weniger ausgeprägter Kopfpartie. In der Draufsicht kann man gut erkennen, dass der Kopf des Männchens relativ breiter ist als der Körper, während beim Weibchen Kopf- und Körperbreite harmonischer ineinander übergehen.

Auch die Bauchlinie gibt Hinweise: Reife Weibchen legen Laich an und wirken in dieser Zeit fülliger. Männchen bleiben eher gleichmäßig muskulös, ohne starke Rundung im Bauchbereich.

3. Odontoden an Kiemendeckeln und Brustflossen

Ein weiteres Merkmal sind die Odontoden, kleine, zahnartige Gebilde auf Knochenleisten. Bei Ancistrus-Männchen sind die Odontoden an den Kiemendeckeln und entlang der vorderen Brustflossenstrahlen deutlich stärker ausgebildet. In der Seitenansicht kann man bei adulten Männchen regelrechte „Borstenreihen“ erkennen, die sie bei Auseinandersetzungen mit Rivalen aufstellen.

Weibchen besitzen diese Odontoden ebenfalls, aber in wesentlich schwächerer Ausprägung. Besonders bei ruhig sitzenden Tieren oder bei leichtem Schräglicht lassen sich diese Strukturen gut beobachten.

Pektoralstachel eines Männchens mit Tentakelwuchs

Pektoralstachel eines Männchens mit Tentakelwuchs, Foto: Ingo Seidel

Brutpflegendes Männchen von Ancistrus sp. (L 519)

Brutpflegendes Männchen von Ancistrus sp. (L 519), Foto: Ingo Seidel

4. Verhalten: Revierbildung und Brutpflege

Verhalten ist kein alleiniges Bestimmungsmerkmal, unterstützt aber die Einschätzung. In einem gut strukturierten Aquarium mit mehreren Höhlen und Wurzeln wird meist ein erwachsenes Männchen beginnen, eine Höhle für sich zu beanspruchen, diese regelmäßig zu „putzen“ und Konkurrenten zu vertreiben. Während der Brutpflege verlässt das Männchen die Höhle nur kurz zum Fressen und bewacht Eier und Larven über Tage hinweg.

Weibchen hingegen patrouillieren eher im Becken, nutzen Höhlen nur kurz zur Eiablage und beteiligen sich nicht an der Brutpflege. Wer das Aquarium über längere Zeit genau beobachtet, erkennt oft ein klares „Höhlenmännchen“ und mehrere weniger revierfixierte Tiere – ein weiterer Hinweis auf die Geschlechterverteilung.

Wann wird die Geschlechtsbestimmung möglich?

Bei sehr jungen Ancistrus ist eine sichere Geschlechtsbestimmung kaum möglich. Erst mit zunehmendem Wachstum – je nach Art ab etwa 4 cm Körperlänge – beginnen die Tentakel beim Männchen sichtbar zu werden. Zu diesem Zeitpunkt lassen sich in Gruppen häufig erste Unterschiede erkennen, auch wenn die endgültige Ausprägung später noch deutlicher wird.

Wer sicher gehen möchte, kauft entweder eine Gruppe Jungtiere und wartet die Entwicklung ab, oder wählt gezielt Tiere aus, bei denen die typischen Merkmale bereits deutlich ausgebildet sind.

Ancistrus sp. (L 071)

Etwa 4 cm großer Jungfisch von Ancistrus sp. (L 071) zeigt erste Tentakel auf dem Kopf, Foto: Ingo Seidel

Weibchen von Ancistrus sp. (L 071) aus dem Rio Tapajós

Weibchen von Ancistrus sp. (L 071) aus dem Rio Tapajós, Foto: Ingo Seidel

Ausnahmen und Sonderfälle

So eindeutig die Geschlechtsunterschiede bei vielen „Gemeinen Ancistrus“ sind, so wichtig ist der Hinweis, dass es innerhalb der Gattung Arten mit abweichender Ausprägung gibt. Bei einigen Arten haben auch Weibchen vergleichsweise große Tentakel, bei anderen sind die Unterschiede insgesamt dezenter. Albinoformen können die Beurteilung ebenfalls erschweren, weil Kontraste geringer sind.

In solchen Fällen hilft ein Blick in Spezialliteratur und detaillierte Artenporträts. Eine sichere Bestimmung gelingt oft erst durch den Vergleich mehrerer erwachsener Tiere derselben Art oder Linie.

Fazit: Geschlecht beim Antennenwels sicher erkennen

Wer das Geschlecht seines Antennenwelses bestimmen möchte, sollte nicht nur auf ein einziges Merkmal achten, sondern mehrere Faktoren kombinieren: Tentakel am Kopf, Körperform, Odontoden und Verhalten. Bei den häufig im Handel befindlichen Ancistrus-Formen ist eine zuverlässige Geschlechtsbestimmung ab einer gewissen Größe meist gut möglich.

Noch detailliertere Informationen zu einzelnen Ancistrus-Arten, ihren Geschlechtsunterschieden und typischen Körpermerkmalen bietet das Standardwerk „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“. Dort werden beschriebene Arten, L-Nummern und Varianten ausführlich vorgestellt – eine ideale Ergänzung zu den Praxisinformationen auf Ancistrus.at.

Wenn du tiefer in die Grundlagen einsteigen möchtest, schau dir unseren Beitrag zur Haltung von Antennenwelsen im Aquarium an. Eine Übersicht über beschriebene und unbeschriebene Formen findest du in der Ancistrus-Artenliste.

Alle Ancistrus-Arten im Überblick

Im Artikel konntest du lernen, wie sich Männchen und Weibchen unterscheiden. Wenn du noch tiefer in die Welt der Antennenwelse einsteigen möchtest, lohnt sich ein Blick in das Standardwerk „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“.

Dort werden beschriebene Arten, L-Nummern und Varianten detailliert vorgestellt.