Antennenwels (Ancistrus) im Aquarium: Haltung, Pflege & Zucht

Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

Ancistrus sp. „Aquarienstamm“, Männchen, Foto: Ingo Seidel

Antennenwelse der Gattung Ancistrus gehören zu den beliebtesten Harnischwelsen in der Aquaristik. Sie sind robust, vergleichsweise friedlich und lassen sich in vielen Aquarientypen pflegen – vom Gesellschaftsbecken bis zur spezialisierten Artanlage. Gleichzeitig gibt es eine erstaunliche Vielfalt an Arten und Varianten, von klassischen „braunen Antennenwelsen“ bis hin zu seltenen L-Nummern. Eine vollständige Liste der bekannten Arten findest Du hier: Ancistrus Artenliste.

Diese Seite bietet einen kompakten Überblick über die Haltung, Pflege und Zucht von Ancistrus im Aquarium. Sie richtet sich an Aquarianer, die Antennenwelse bereits pflegen oder sich intensiver mit der Gattung beschäftigen möchten, und verweist dort, wo es richtig ins Detail geht, auf weiterführende Literatur.

Was sind Antennenwelse (Gattung Ancistrus)?

Die Gattung Ancistrus gehört zu den Harnischwelsen (Loricariidae) und ist in Südamerika weit verbreitet. Antennenwelse bewohnen ganz unterschiedliche Lebensräume – von klaren, sauerstoffreichen Bächen über größere Flüsse bis hin zu langsam fließenden Gewässern mit Wurzeln und Totholz.

Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

Ancistrus alga „Río Tapiche“ (L 237), Männchen (links) und Weibchen (rechts), Foto: Andreas Tanke

Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

Ancistrus sp. „Río Itenéz“ (L 519), Weibchen, Foto: Ingo Seidel

Typische Merkmale:

  • gedrungener, leicht abgeflachter Körper
  • knöcherne Knochenplatten statt Schuppen
  • Saugmaul an der Bauchseite
  • bei adulten Männchen auffällige „Antennen“ bzw. Tentakel am Kopf

Die meisten im Handel angebotenen Ancistrus bleiben relativ klein (meist 8–12 cm Standardlänge) und eignen sich daher auch für mittelgroße Aquarien, sofern die Haltungsbedingungen passen.

Einrichtung: Wurzeln, Höhlen & Verstecke

Antennenwelse sind dämmerungs- und nachtaktiv und schätzen viele Deckungsmöglichkeiten:

  • verzweigte Wurzeln (Mopaniholz, Mangrovenwurzeln, Flusswurzeln)
  • Tonröhren und Bruthöhlen in unterschiedlichen Größen
  • Zwischenräume in Steinaufbauten
  • Laubschichten (z.B. Seemandelbaum, Buchen- oder Eichenlaub)

Holz wird nicht nur als Deckung, sondern von vielen Arten auch aktiv beknabbert. Es trägt damit zur natürlichen Beschäftigung der Tiere bei.

    Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

    Ein typisches Aquarium für Antennenwelse der Gattung Ancistrus mit vielen Versteckmöglichkeiten, Foto: Ingo Seidel

    Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

    Lebensraum von Ancistrus alga der Río Tapichein Peru, Foto: Andreas Tanke

    Wasserwerte

    Die genauen Ansprüche variieren je nach Herkunftsgebiet und Art. Viele Antennenwelse tolerieren jedoch ein breites Spektrum, solange die Wasserqualität stabil und sauber ist.

    Typische Bereiche:

    • Temperatur: etwa 22–28 °C
    • pH-Wert: meist im leicht sauren bis neutralen Bereich (ca. 6,0–7,5)
    • Gesamthärte/Karbonathärte: oft weich bis mittelhart

    Wichtiger als exakte Zahlen ist eine gute Pflegepraxis mit regelmäßigen Wasserwechseln, ausreichender Filterleistung und geringer Belastung mit Nitrit und Ammonium.

      Fütterung

      Antennenwelse sind keine „Scheibenputzer“, die sich allein von Algenbelägen ernähren. Eine gezielte Zufütterung ist für Gesundheit, Wachstum und Zucht entscheidend.

      Geeignete Futtermittel:

      • pflanzliche Futtertabletten und Wels-Chips
      • Gemüse (z.B. Zucchini, Gurke, Paprika, Kürbis, blanchierter Spinat)
      • Laub (Buche, Eiche, Seemandelbaum)
      • je nach Art und Bedarf auch Proteinquellen (z.B. Frostfutter, Artemia, Mückenlarven) in Maßen

      Eine abwechslungsreiche, überwiegend pflanzliche Ernährung mit gelegentlichem Proteinanteil hat sich für viele Ancistrus bewährt. Übermäßige Eiweißgaben sollten vermieden werden, um Verdauungsprobleme und Wasserbelastung zu verhindern.

      Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

      Ancistrus sp. „Rio Paraguay“ (L 528), Weibchen, Foto: Ingo Seidel

      Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

      Apistogramma ortegai ist gut für die Vergesellschaftung mit Harnischwelsen der Gattung Ancistrus geeignet, Foto: Andreas Tanke

      Weniger geeignet sind:

      • sehr ruppige oder stark revierbildende Fische
      • Arten, die permanent am Boden wühlen und Welse stören
      • große Räuber, die Antennenwelse als Beute ansehen könnten

      Innerhalb der Gattung Ancistrus kann es besonders unter Männchen zu Revierstreitigkeiten kommen, vor allem wenn zu wenige Höhlen oder zu wenig Platz vorhanden sind. Mehrere Männchen sollten nur in ausreichend großen, gut strukturierten Aquarien mit vielen Verstecken gepflegt werden.

      Vergesellschaftung von Antennenwelsen

      Antennenwelse lassen sich in vielen Gesellschaftsbecken pflegen, wenn einige Punkte beachtet werden:

      Geeignete Mitbewohner:

      • friedliche Salmler, Bärblinge, Lebendgebärende
      • kleinere bis mittelgroße Cichliden, die nicht zu aggressiv sind
      • andere bodenorientierte Arten, sofern genügend Platz und Verstecke vorhanden sind
      Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

      Auch Vertreter anderer Harnischwelsgattungen, wie hier Peckoltia sp. (L 295), lassen sich gut mit Antennenwelsen (Ancistrus) vergesellschaften, Foto: Andreas Tanke

      Zucht von Antennenwelsen

      Die Zucht von Ancistrus gilt in der Aquaristik als gut machbar und ist ein wesentlicher Grund für ihre Verbreitung. Dennoch lohnt ein genauer Blick auf Details.

      Vorbereitung

      • ausgewogene Ernährung der Elterntiere
      • mehrere geeignete Bruthöhlen (Tonröhren, Holzröhren, Hohlräume)
      • ruhige Bereiche im Aquarium, möglichst ohne starke Strömung direkt vor der Höhlenöffnung

      Ein gut genährtes, adultes Männchen mit markanten Antennen und eine oder mehrere gesunde Weibchen sind die Basis für erfolgreiche Zucht.

      Weitere Hinweise zur Geschlechtsunterscheidung bei Ancistrus findest Du in unserem Blog, und im Buch:
      Wie erkenne ich das Geschlecht meines Antennenwelses?

      Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

      Zur Vermehrung von Ancistrus ist es extrem wichtig ausreichend Höhlen anzubieten, Foto: Ingo Seidel

      Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

      Ancistrus claro (LDA 008) bei der Balz, Foto: Ingo Seidel

      Balz, Eiablage und Brutpflege

      In der Regel sucht sich das Männchen eine Höhle und „bewacht“ diese. Weibchen werden in die Nähe der Höhle gelockt. Die Eiablage erfolgt im Inneren der Höhle, anschließend übernimmt das Männchen die Brutpflege:

      • Bewachen der Eier
      • Fächeln mit den Brustflossen zur Sauerstoffversorgung
      • Entfernen unbefruchteter oder verpilzter Eier

      Je nach Temperatur schlüpfen die Larven nach einigen Tagen. Das Männchen bleibt meist bei der Brut, bis die Jungfische die Höhle verlassen.

      Aufzucht der Jungfische

      Frisch geschlüpfte Jungfische ernähren sich zunächst vom Dottersack. Wenn dieser aufgebraucht ist, können geeignete Futtermittel angeboten werden:

      • feines Staubfutter für Welse
      • fein zerriebene Futtertabletten
      • blanchiertes Gemüse in kleinen Stücken
      • Biofilme und Aufwuchs im Aquarium

      Sauberkeit und gute Wasserqualität sind während der Aufzucht besonders wichtig. Regelmäßige Wasserwechsel mit angepasstem Wasser unterstützen das Wachstum der Jungfische.

       

      Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

      Ancistrus sp. „Aquarienstamm“, Jungfische, Foto: Ingo Seidel

      Hier findest Du eine komplette Übersicht über bekannte Arten und L-Nummern in der Ancistrus-Artenliste.

      Häufige Fragen zur Haltung von Antennenwelsen

      Wichtiger Hinweis: Die folgenden Antworten beziehen sich auf den weit verbreiteten „gemeinen“ Antennenwels, also typische Aquarienstämme von Ancistrus sp. im Gesellschaftsaquarium. Viele wildgefangene oder spezialisierte Arten haben deutlich abweichende Ansprüche. Für solche Tiere bitte immer die jeweiligen Artensteckbriefe und Literaturhinweise beachten.

      Wie viele „gemeine“ Antennenwelse kann ich in meinem Aquarium halten?

      Für typische Aquarienstämme des „gemeinen“ Antennenwelses reicht in einem Standardbecken ab etwa 80–100 cm Kantenlänge meist ein Paar oder ein Harem (1 Männchen, 2–3 Weibchen) aus. In kleineren Becken sollten es eher weniger Tiere sein, damit genügend Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind. Wichtig ist eine gute Struktur mit Höhlen, Wurzeln und Sichtschutz, damit sich die Tiere aus dem Weg gehen können – mehrere Männchen können sonst Revierstreitigkeiten bekommen. Für andere, spezialisierte Ancistrus-Arten gelten je nach Größe und Verhalten andere Empfehlungen.

      Fressen „gemeine“ Antennenwelse Pflanzen oder nur Algen?

      Aquarienstämme des „gemeinen“ Antennenwelses werden oft als „Algenfresser“ verkauft, sind aber eigentlich Allesfresser mit Schwerpunkt auf pflanzlicher Kost. Sie raspeln Biofilme, Aufwuchs und weiche Gemüsegaben (z. B. Zucchini, Gurke, Paprika), nehmen aber auch tierische Nahrung wie Frostfutter oder Welsgranulate an. Gesunde, robuste Pflanzen lassen sie normalerweise in Ruhe. Wenn dauerhaft zu wenig pflanzliche Nahrung angeboten wird oder die Tiere unterversorgt sind, können sie sich eher an zarten oder geschwächten Pflanzen vergreifen.

      Welche Wasserwerte sind für den „gemeinen“ Antennenwels geeignet?

      Die gängigen Aquarienstämme des „gemeinen“ Antennenwelses kommen mit typischen
      Gesellschaftsbecken-Werten gut zurecht: leicht saures bis neutrales Wasser (pH etwa 6,0–7,5), weiches bis mittelhartes Wasser und Temperaturen zwischen ca. 23 und 27 °C. Wichtiger als ein exakter Wert ist eine gute Stabilität ohne starke Schwankungen. Für empfindliche Wildfänge oder Arten aus sehr speziellen Biotopen (z. B. extrem weiches Schwarzwasser oder kühlere Flüsse) gelten teilweise deutlich andere Anforderungen – dort sollten die Werte immer am natürlichen Vorkommen orientiert werden.

      Welche Höhlen eignen sich zur Zucht des „gemeinen“ Antennenwelses?

      Der „gemeine“ Antennenwels ist ein Höhlenbrüter und bevorzugt enge, nach hinten
      geschlossene Röhren. Bewährt haben sich Ton- oder Schieferhöhlen, aber auch selbstgebaute Röhren aus PVC oder Kokosnussschalen werden angenommen. Die Höhle sollte so groß sein, dass das Männchen gerade hineinpasst und den Eingang mit dem Körper „verstopfen“ kann. Mehrere Höhlen in verschiedenen Größen erhöhen die Chance, dass ein Paar eine passende Bruthöhle findet. Bei anderen Ancistrus-Arten können Form und Position der Höhlen – etwa stärker in der Strömung oder mit anderen Abmessungen – abweichen.

      Kann ich „gemeine“ Antennenwelse mit Garnelen und anderen Bodenfischen vergesellschaften?
      Aquarienstämme des „gemeinen“ Antennenwelses lassen sich meist gut mit friedlichen Fischen vergesellschaften. Gegenüber Garnelen sind sie in der Regel tolerant, fressen aber unter Umständen sehr kleine oder frisch geschlüpfte Jungtiere. Mit anderen Bodenfischen wie Corydoras oder kleineren L-Welsen funktioniert die Vergesellschaftung in ausreichend großen und gut strukturierten Becken meist problemlos, wenn genug Verstecke und Futterplätze vorhanden sind. Sehr große oder stark revierbildende Arten können den Antennenwelsstamm jedoch bedrängen.
      Woran erkenne ich, ob mein „gemeiner“ Antennenwels genug Futter bekommt?

      Gut ernährte Aquarienstämme des „gemeinen“ Antennenwelses haben einen vollen, aber nicht aufgeblähten Bauch, eine harmonische Körperform und wirken aktiv, ohne abgemagert zu sein. Wenn Tiere sehr dünn wirken, ständig hektisch nach Futter suchen oder sich vermehrt an Holzdekor und Pflanzen vergreifen, solltest du das Futterangebot erhöhen und abwechslungsreicher gestalten. In einem gut laufenden Aquarium mit viel Aufwuchs, Holz und ergänzenden Gemüse- sowie Welsfuttergaben ist eine Überfütterung eher selten – deutlich häufiger werden die Tiere langfristig zu knapp versorgt.

      Werden „gemeine“ Antennenwelse zu groß für ein normales Aquarium?

      Typische Aquarienstämme des „gemeinen“ Antennenwelses bleiben meistens bei etwa 8–12 cm Gesamtlänge. Für ein normales Gesellschaftsaquarium ab ungefähr 80–100 cm Kantenlänge ist das gut handhabbar, wenn das Becken strukturiert eingerichtet ist und genug Verstecke bietet.
      Für sehr kleine Becken und Nano-Aquarien sind diese Ancistrus-Stämme dagegen ungeeignet – sie brauchen Platz, Höhlen und Reviere. Größere oder spezialisierte Arten der Gattung Ancistrus können deutlich größer werden und sollten nur in entsprechend dimensionierten Becken gepflegt werden.

      Sind „gemeine“ Antennenwelse echte „Algenfresser“?

      Der „gemeine“ Antennenwels wird im Handel gern als „Algenfresser“ bezeichnet, frisst aber nicht ausschließlich Algen. Es handelt sich um einen Allesfresser mit deutlichem Schwerpunkt auf pflanzlicher Kost und Aufwuchs: Biofilme, Beläge auf Wurzeln und Steinen, weiches Gemüse und spezielles Welsfutter.
      Algenbeläge im Aquarium werden zwar mitgenutzt, reichen aber allein nicht aus. Wer Antennenwelse nur als „Putzkolonne“ einsetzt und kaum zufüttert, riskiert Mangelerscheinungen und Schäden an Pflanzen oder Dekoration. Eine abwechslungsreiche Fütterung ist auch bei Aquarienstämmen immer Pflicht – bei empfindlichen Wildfängen und spezialisierten Arten gilt das erst recht.

      Mehr erfahren im Standardwerk zu Ancistrus

      Diese Übersicht kann nur einen Einblick in die faszinierende Welt der Antennenwelse geben. Wer tiefer einsteigen möchte – von systematischen Details über die Vielfalt der Arten bis hin zu praxisnahen Erfahrungsberichten und umfangreichen Fotos – findet im Buch Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus eine umfassende Darstellung der Gattung.

      Auf ancistrus.at sind viele Arten mit Kurzsteckbriefen und Bildern vertreten. Das Buch ergänzt diese Informationen um detaillierte Beschreibungen, weiterführende Literaturangaben und zahlreiche Hintergrundinformationen zur Biologie und Ökologie der Antennenwelse.