5 häufige Fehler bei der Haltung von Ancistrus im Gesellschaftsbecken

von | Nov. 25, 2025 | Haltung, Allgemeines | 0 Kommentare

Hinweis: Dieser Beitrag ist eine Ergänzung zu unserem Buch „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“. Dort findest du ausführliche Artenporträts, Biotopinfos, Fotos und weitere Hintergrundinformationen zur Gattung Ancistrus.
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Antennenwelse der Gattung Ancistrus gehören zu den beliebtesten Harnischwelsen in der Aquaristik. Sie bleiben mit meist 10-13 cm relativ klein, fressen Algen- und Aufwuchsbeläge und gelten als robuste Aquarienfische, die in vielen Gesellschaftsbecken anzutreffen sind. Trotzdem werden Ancistrus im Alltag oft unterschätzt – mit typischen Haltungsfehlern, die langfristig zu Stress, Krankheiten oder Schäden an der Einrichtung führen können.

In diesem Beitrag geht es um fünf häufige Fehler bei der Haltung von Ancistrus im Gesellschaftsbecken – und darum, wie man sie vermeidet, damit Antennenwelse wirklich dauerhaft gesund und artgerecht leben können.

1. Zu kleines Becken und zu wenig Struktur

Viele Aquarianer setzen Ancistrus als „Aufräumkommando“ in das nächstbeste Aquarium, ohne über die spätere Endgröße und das Revierverhalten nachzudenken. Auch wenn Antennenwelse im Vergleich zu großen „Plecos“ klein bleiben, benötigen sie doch ausreichend Grundfläche, Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten.

Erwachsene Ancistrus-Männchen können recht territorial und beanspruchen bevorzugte Höhlen oder Wurzelbereiche für sich. In zu kleinen Aquarien ohne genügend Verstecke kann es zu dauerhaften Rangeleien kommen, die an aufgerissenen Flossen, Stressfärbung und Fraßspuren an den Odontoden zu erkennen sind. Ein Becken ab etwa 80-100 cm Länge mit mehreren gut verteilten Höhlen, Wurzeln und Steinaufbauten ist für ein harmonisches Zusammenleben deutlich besser geeignet.

Struktur im Becken ist nicht nur für das Revierverhalten wichtig, sondern auch für das natürliche Verhalten von Ancistrus: Sie raspeln Aufwuchs von Wurzeln und Steinen, ruhen unter Überhängen und suchen schattige Bereiche auf. Ein glasklares, „steriles“ Aquarium ohne Dekoration ist für Antennenwelse ungeeignet.

Aquarium für Antennenwelse

Ein Aquarium für Harnischwelse sollte gut strukturiert und mit vielen Versteckmöglichkeiten ausgestattet sein, Foto: Ingo Seidel

Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Jungfische

Ancistrus sp. „Aquarienstamm“ fressen auch Zucchini, Foto: Ingo Seidel

2. Der „Putztrupp“-Mythos und falsche Fütterung

Einer der größten Irrtümer ist die Annahme, Ancistrus würden sich ausschließlich von Algenbelägen ernähren und bräuchten kein zusätzliches Futter. Zwar fressen Antennenwelse Algen und Biofilme, in dicht bepflanzten oder frisch eingerichteten Becken reicht dies jedoch selten aus. In der Natur besteht die Nahrung aus Aufwuchs, Detritus und pflanzlichen Bestandteilen, teilweise ergänzt durch kleine Wirbellose.

Wer Antennenwelse im Gesellschaftsbecken hält, sollte ihnen gezielt pflanzliches Futter anbieten: sinkende Grünfuttertabletten, Spirulina-Wafers sowie Gemüse wie Gurke, Zucchini, Paprika oder Kürbis. Zusätzlich kann gelegentlich proteinhaltige Kost (z. B. Artemia, feines Frostfutter) gereicht werden, ohne die Tiere dabei dauerhaft zu „mästen“.

Eine unausgewogene, zu knappe Fütterung führt dazu, dass Ancistrus abmagern, vermehrt an zarten Pflanzen raspeln oder verstärkt nachts auf Futtersuche gehen und andere Fische bedrängen. Fehler in der Fütterung sind deshalb häufig die eigentliche Ursache, wenn Antennenwelse plötzlich „Probleme machen“.

3. Zu viele Männchen und fehlende Höhlen

Ancistrus sind Höhlenbrüter, und erwachsene Männchen verteidigen ihre ausgewählten Höhlen energisch. In kleinen Gesellschaftsbecken sollten daher nur ein Männchen oder ein harmonierendes Paar gehalten werden. Mehrere Männchen funktionieren meist nur in sehr gut strukturierten, großen Becken mit vielen Verstecken.

Wer bewusst Ancistrus pflegt, sollte immer ausreichend Höhlen einplanen: Röhren, Kokosnussschalen, Tonhöhlen oder unterspülte Wurzeln eignen sich gut. Wichtig ist, dass es sowohl kleinere Verstecke für Jungtiere als auch größere Höhlen für ausgewachsene Männchen gibt. Ein häufiger Fehler ist es, die Welse zwar „mitlaufen“ zu lassen, aber keine einzige geeignete Höhle bereitzustellen – das widerspricht ihrem natürlichen Verhalten.

es sollten zahlreiche Laichröhren angeboten werden

Männliche Ancistrus brauchen viele Versteckmöglichkeiten, Foto: Ingo Seidel

Apistogramma ortegai "Papagei"

Apistogramma ortegai, Männchen, Foto: Andreas Tanke

4. Falsche Mitbewohner und unpassende Wasserwerte

Ancistrus gelten als tolerant gegenüber verschiedenen Wasserwerten und passen gut zu vielen typischen Gesellschaftsbeckenfischen. Trotzdem gibt es Grenzen: Sehr harte, extrem alkalische oder dauerhaft stark verschmutzte Aquarien belasten auch robuste Antennenwelse. Langfristig bewährt haben sich Temperaturen um 23-27 °C, ein pH-Wert im leicht sauren bis neutralen Bereich und mäßige Gesamthärte. Es gibt aber auch hochspezialisierte Arten, die vorallem aus sehr keimarmen Schwarzwasser stammen, oder aus höheren Berglagen. Man sollte sich also über die Ansprüche der jeweiligen Art gründlich erkundigen.

Problematisch sind vor allem Mitbewohner, die den Welsen nachstellen oder sie vom Futter verdrängen. Sehr große Buntbarsche, räuberische Welse oder territorial stark ausgeprägte Bodenfische sind keine gute Kombination mit Ancistrus. Auch in „Diskusbecken“ mit extrem warmem Wasser und sehr wenig Struktur fühlen sich viele Antennenwelse auf Dauer nicht wohl, dagegen eignen sich die Zwergbuntbarsche der Gattung Apistogramma hervorragend zur Vergesellschaftung.

5. Ungeplante Vermehrung und Nachwuchsschwemme

Ein weiterer häufiger Fehler ist die Unterschätzung der Vermehrungsfreude von Ancistrus. Sind passende Höhlen vorhanden und die Tiere gut genährt, kommt es nicht selten zu regelmäßigen Gelegen mit mehreren Dutzend Eiern. Die Brutpflege übernimmt das Männchen, das die Höhle bewacht und die Eier befächelt.

Im kleinen Gesellschaftsbecken kann eine solche Vermehrung schnell zu einem Überangebot an Jungtieren führen. Selbst wenn andere Fische einen Teil der Brut dezimieren, bleiben oft genug Jungwelse übrig, um das Becken zu überbesetzen. Insbesondere die weitverbreitete Form Ancistrus sp. „Aquarienstamm“ ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Hierbei sind oftmals noch nicht einmal Höhlen für die Vermehrung notwendig.

Ancistrus sp. "Aquarienstamm", Männchen

Ancistrus sp. „Aquarienstamm“, Männchen in Glas als Höhle, Foto: Ingo Seidel

Fazit: Ancistrus bewusst im Gesellschaftsbecken halten

Antennenwelse sind großartige Aquarienbewohner, wenn ihre Bedürfnisse ernst genommen werden: ausreichend Platz, Struktur und Höhlen, eine ausgewogene Fütterung, passende Mitbewohner und ein durchdachter Umgang mit der Vermehrung. Dann werden Ancistrus nicht zum „Problemfisch“, sondern bereichern das Gesellschaftsbecken durch ihr interessantes Verhalten und ihre Nützlichkeit als Aufwuchsfresser.

Wer tiefer in die Welt der Antennenwelse eintauchen möchte, findet im zweisprachigen Standardwerk „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“ ausführliche Informationen zu Haltung, Biologie, Artenvielfalt und L-Nummern. Das Buch ist unter anderem im ATS-Aquashop erhältlich und ergänzt die Inhalte von Ancistrus.at ideal.

Wenn du tiefer in die Grundlagen einsteigen möchtest, schau dir unseren Beitrag zur Haltung von Antennenwelsen im Aquarium an. Eine Übersicht über beschriebene und unbeschriebene Formen findest du in der Ancistrus-Artenliste.

Mehr Wissen zur Haltung von Ancistrus

Wer seine Antennenwelse nicht nur „mitlaufen lassen“, sondern wirklich artgerecht pflegen möchte, findet im Standardwerk „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“ ausführliche Informationen zu Arten, L-Nummern und Biologie.