Vier neue L-Nummern für lange bekannte Ancistrus-Arten

Im DATZ-Artikel „Vier neue L-Nummern für lange bekannte Ancistrus-Arten“ stellt Ingo Seidel in der DATZ 02 2025 vier Antennenwelse vor, die im Hobby seit vielen Jahren verbreitet sind, bisher aber nur unter Herkunfts- oder Fantasienamen gehandelt wurden. Im Zuge unserer Arbeit am neuen Standardwerk „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“ vergibt er für diese bewährten Aquarienfische nun die Codenummern L 529 bis L 532. Damit werden sie im Kreis der L-Welse eindeutiger fassbar und leichter voneinander zu unterscheiden.
L 529 – Tocantins-Wurmlinien-Antennenwels
L 529 stammt aus dem Einzugsgebiet des Rio Tocantins in Nordostbrasilien und wurde bislang als Ancistrus sp. „Rio Tocantins“ geführt. Er unterscheidet sich von der ebenfalls aus diesem Flusssystem bekannten Art L 156 durch einen graubraunen, etwas verbreiterten und abgeflachten Körper mit feinem, schwarzen Wurmlinienmuster am Kopf, das zum Schwanz hin gröber wird. Auf den Flossen finden sich wellenförmige dunkle Linien. Männchen tragen mittellange, relativ feine, zum Teil verzweigte Tentakel. Die Art erreicht etwa 12 cm und eignet sich gut für kleinere bis mittelgroße Aquarien mit warmem, sauerstoffreichem Wasser. Seidel berichtet von erfolgreichen Nachzuchten in einem 200-Liter-Becken mit gemischtem Leitungs-/Osmosewasser (pH etwa 6,5–7,3, Leitfähigkeit 300–450 µS/cm, 28–29 °C). Ab 6–7 cm werden die Tiere geschlechtsreif und laichen nach größeren Wasserwechseln in Höhlen ab; erste Gelege umfassen etwa 40–50 Eier, bei älteren Tieren sind deutlich höhere Jungfischzahlen möglich.
L 530 – Schneeflocken-Antennenwels
Der als Ancistrus sp. „Schneeflocke“ bekannte Wels erhält mit L 530 ebenfalls eine eigene Nummer. Es handelt sich um eine schlanke, 10–12 cm groß werdende Art aus dem Einzugsgebiet des Rio Negro, die über Manaus exportiert wird. Körper und Flossen sind tief schwarz und dicht mit leuchtend weißen Punkten besetzt, die auf den Flossenstrahlen einen besonders starken Kontrast bilden; auch auf den Tentakeln der Männchen finden sich diese Punkte. L 530 wird gelegentlich zusammen mit anderen Rio-Negro-Arten importiert, ist aber vor allem durch Nachzuchten im Hobby präsent. Für die Pflege genügt ein kleineres Becken mit nicht zu hartem, leicht saurem Wasser; starke Strömung ist nicht zwingend. Zur Zucht empfiehlt Seidel weiches Wasser mit Leitwert unter 400 µS/cm, pH 6–6,5 und Temperaturen um 25–27 °C. Junge Zuchtpaare bringen zunächst nur 10–20 Jungfische pro Gelege, später sind 50–60 möglich. Die Jungtiere wachsen eher langsam, entwickeln nach einigen Wochen die typischen weißen Punkte und tragen anfangs eine weiße Säumung der Schwanzflosse, die im Alter verschwindet.
L 531 – Sternennacht-Zwergantennenwels
Mit L 531 wird ein besonders klein bleibender Antennenwels ausgezeichnet, den Seidel seit den 1990er-Jahren begleitet. Die ersten Tiere kamen um 1996 als Ancistrus sp. „Starry Night“ über die Firma Trop Rio ins Hobby, vermutlich aus dem Rio-do-Pará-System im Nordosten Brasiliens. Später importierte auch Transfish diese Art. Erwachsene Tiere werden nur 6–8 cm lang und zeigen auf tiefschwarzem Körper feine, leuchtend weiße Punkte; der Bauch ist hellgrau und unpunktiert. Die Schwanzflosse ist nach innen eingebuchtet, der untere Lappen deutlich länger, bei Jungtieren mit weißen Spitzen. Damit erinnert L 531 an L 107/L 184, bei denen jedoch beide Schwanzlappen zu Filamenten verlängert sind. Für die Haltung reichen Aquarien ab 60 cm, allerdings mit warmem, gut durchlüftetem Wasser und nicht zu hoher Härte (26–30 °C). Seidel gelang die Nachzucht mehrfach in einem 90-Liter-Becken bei etwa neutralem pH, 450 µS/cm und 28–29 °C. Die Tiere laichen wenige, sehr große Eier in kleinen Tonhöhlen ab; die Gelege bleiben klein, und entsprechend selten gelingt ein größerer Jungfischschwarm. Auffällig sind die anfänglichen weißen Kringelzeichnungen der Jungtiere, die sich später zu den typischen Punkten schließen.
L 532 – Grünlicher Brillant-Antennenwels
Der unter L 532 geführte „Grünliche Brillant-Antennenwels“ wurde 2010 über Aquarium Glaser aus dem Rio Tocantins eingeführt und zunächst als L 180 weitergegeben. Der im DATZ-Heft von 1994 vorgestellte ursprüngliche L 180 ist jedoch breiter gebaut, stärker abgeflacht und zeigt stets deutlich gepunktete Flossen, während die später eingeführte Form eine deutlich brillantere Färbung besitzt. Um diese Unterschiede zu verdeutlichen, schlägt Seidel für die jüngere Form die neue Nummer L 532 vor. Die Art wird etwa 13 cm lang, ist schwarzgrau gefärbt und wirkt je nach Beleuchtung oftmals grünlich. Deutlich abgesetzte, runde, weißlich bis gelbliche Flecken stehen in starkem Kontrast zum Untergrund, während die Flossen meist kaum gepunktet sind; Jungtiere tragen einen weißen Saum an der Schwanzflosse. Männchen entwickeln ein kräftiges „Geweih“ aus stark verzweigten Tentakeln. Für die Pflege empfiehlt sich ein gut gefiltertes, warmes Aquarium mit zusätzlicher Strömung und reichlich Sauerstoff. Seidel vergesellschaftet L 532 erfolgreich mit Peckoltia– und Hypancistrus-Arten. In einem 200-Liter-Becken mit 28–29 °C, pH 6,8–7,3 und 300–400 µS/cm gelang ihm die Nachzucht mehrfach in spitz zulaufenden Tonhöhlen; junge Elterntiere erbrachten 30–40, ältere noch mehr Jungfische pro Gelege, die zwar langsam wachsen, aber robust sind.

Ausführliche Kurzsteckbriefe und weitere Informationen zu Ancistrus-Arten – inklusive der neuen L-Nummern – sind auf Ancistrus.at sowie in der Artenliste Ancistrus zu finden.

Wer tiefer in die Systematik, Lebensräume, Pflege und Zucht aller bekannten Ancistrus-Arten einsteigen möchte, findet dies im zweisprachigen Standardwerk „Antennenwelse: Die Harnischwelse der Gattung Ancistrus“ im ATS Aquashop.